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Stellungnahme...

...des AStA der HAW zum Leitbild für Bildung, Studium und Lehre

 

Gesellschaftliche Verantwortung

Wir begrüßen, dass sich die HAW in ihrem Leitbild für Bildung, Studium und Lehre festschreiben will, „zu nachhaltigen Lösungen

zentraler gesellschaftlicher Herausforderungen“ beizutragen. Allerdings werden diese Herausforderungen im Leitbild nicht konkretisiert. Einzig das Thema Digitalisierung wird gesetzt. Darüber hinaus vermissen wir den Bezug zur „Zivilklausel“ inder Grundordnung, in welcher es u.a. heißt:

 

„Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg sieht sich in der Verpflichtung, inihrem wissenschaftlichen und didaktischen Wirken und Verwaltungshandeln gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und sich in Lehre, Forschung und Weiterbildung nachhaltig für die friedliche, soziale, politische, technische, ökologische und ökonomische Entwicklungder Gesellschaft einzusetzen.“

Grundordnung der HAW Hamburg, 2015.
Wir halten die 17 Nachhaltigkeitszeile der UN für einen geeigneten Maßstab, als Hochschule konfliktorientiert, sinngebend und klar positioniert einzugreifen. Insbesondere mit Bezug zu folgenden Zielen:
Ziel 1. Armut in all ihren Formen und überall beenden; [...] Ziel 3. Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern; Ziel 4. Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangenLernens für alle fördern, [...] Ziel 7. Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger undmoderner Energie für alle sichern; [...] Ziel 13. Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen; [...] Ziel 16. Friedliche und inklusiveGesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allenEbenen aufbauen.“ Resolution der UN-Generalversammlung „Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung“ - „Sustainable Development Goals“ (SDGs),25.09.2015

Mitgliederübergreifendes Lernen und Lehren

Im bisherigen Entwurf für das Leitbild wird eine Trennung zwischen Lehrenden und Lernenden gezogen, z.B.: „Wir stehen für ein lernendenorientiertes Bildungsverständnis, dasdie fachliche Expert*innenrolle der Lehrenden um die Rolle als Lernbegleitung erweitert.“ Wir stellen dagegen fest: Gemeinsame Erkenntnisentwicklung geht nur durch Überwindung von Hierarchien. Lehrende lernen von Studierenden und Studierende von Lehrenden bzw. im gegenseitigen Austausch auch innerhalb der Mitgliedergruppen. Durch die Formulierungen im Leitbild wird dem darüber hinaus keine Rechnung getragen, dass auch Studierende lehren– z.B. als qualifizierte Tutor*innen. Wir möchten eine kooperative Lehr-Lern-Kultur auf Augenhöhe anregen, ganz im Sinne von Wilhelm von Humboldt: "Da aber auch das geistige Wirken in der Menschheit nur als Zusammenwirken gedeiht, und zwar nicht bloss, damit Einer ersetze, was dem Anderen mangelt, sondern damit die gelingende Thätigkeit des Einen den Anderen begeistere und Allen die allgemeine, ursprüngliche, in den Einzelnen nur einzeln oder abgeleitet hervorstrahlende Kraft sichtbar werde, so muss die innere Organisation dieser Anstalten ein ununterbrochenes, sich immer selbst wieder belebendes, aber ungezwungenes und absichtsloses Zusammenwirken hervorbringen und unterhalten. [...] Das

Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler wird daher durchaus ein anderes als vorher. Der erstere ist nicht für die letzteren, Beide sind für die Wissenschaft da." Wilhelm von Humboldt, "Über die innere und äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin", 1810

Emanzipatorische Studienreform

Anknüpfend an den Satz aus dem Leitbild: „Wir entwickeln unsere Studiengänge weiter undüberprüfen ihre Ausrichtung und Ziele in regelmäßigem Dialog zwischen Studierenden,Lehrenden, Absolvent*innen und Praxispartner*innen.“, rufen wir die nötige Reformierung der teils anachronistischen Strukturen der Studiengänge auf den Plan. Im Sinne eines„lebenslangen Lernens“ steht es dringend an, die Regelstudienzeit wieder alsMindeststudienzeit zu begreifen und in einer strukturellen Überarbeitung hochschulweit anzugehen. Darüber hinaus ist eine Abkehr von geschlossenen inhaltlichen Modulen und bürokratischen Hindernissen erforderlich, hin zu mehr interdisziplinärer, projektorientierter Arbeit ohne Prüfungsdruck. Damit würde die HAW positiv vorangehen, den Bildungsbegriff wieder als Bildung der ganzen, kritisch-mündigen Persönlichkeit zu etablieren, gegen„Humankapital“ oder „Erwerbspersonenpotential“ im Sinne der aktuell vorherrschendenwirtschaftlichen Verwertungslogik. Dafür sollte im Leitbild eine Richtungsbestimmung der Reform stattfinden. Sätze wie: „Wir erschließen uns Neues...“ oder „...lassen wir uns zu überraschenden Gedanken inspirieren.“ erwecken den Eindruck einer unklaren bzw. beliebig gestalteten Sichtweise auf Bildung, Forschung und Lehre. In Artikel 5, Abs. 3 des Grundgesetzes heißt es: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheitder Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“ In diesem Sinne ist die Freiheit von Wissenschaft und Lehre - als antifaschistische Konsequenz – auf die Verwirklichung der Grundrechte im Grundgesetz gerichtet. Sie kann deswegen nicht beliebig und individuellausgelegt werden. Im Sinne von „Bildung für alle“ wäre ebenso auch die Forderungen „Master- und Studienplätze für alle“ mit einzubeziehen.

Soziale Bedingungen

Für kritisches Studieren und um den Blick über den Tellerrand zu werfen, benötigen Studierende wie Lehrende gute soziale Lebens- und Arbeitsbedingungen. Diese müssen auch in der Lehre berücksichtigt und in Lehre mitverwirklicht werden! Sätze wie: „Wir verstehenunsere vielfältigen Lebenslagen und Biografien als Potenzial...“ bleiben zahnlos, wenn nicht deutlich wird, wie wir das als Hochschule bewerkstelligen wollen. Aktuell führen prekäre Anstellungsverhältnisse, finanzielle Engpässe und unsichere Wohnsituationen usw. zu vermehrter Konkurrenz auch innerhalb des Studiums. Für die Förderung einer solidarischen Kultur sind sachgrundlose Befristungen zu überwinden, ein ausreichendes BAföG zu fordern sowie eine stärkere Positionierung gegenüber der Stadt für eine Ausfinanzierung des Bildungs- und Gemeinwesens zu beziehen. Die HAW sollte im Verbund mit anderen Hochschulen – international - daraufhin wirken und sich dieses Engagement auch in ihrem Leitbild vornehmen.

Gelebte Demokratie

Die beste Vorsorge gegen rechte Ideologie und Praxis gelingt durch soziale Gleichheit und demokratische Verfügung über die gemeinsamen Lebensbedingungen. Damit eine demokratische Kultur gelebt wird, muss die Trennung zwischen Seminaren und Vorlesungen auf der einen und Hochschulentwicklung und Gremienarbeit auf der anderen Seite überwunden werden. Die einseitige Orientierung auf individuelle (oder max.

Kleingruppenbezogenen) Studienbewältigung ist zugunsten einer gemeinsamen Veränderung von Hochschule und Gesellschaft im Sinne aller zu entwickeln – und das bereits im Studium. Wird eine umfassende demokratische Kultur an den Hochschulen gelebt, hat das auch Auswirkungen auf die Demokratisierung anderer gesellschaftlicher Bereiche. In diesem Sinne können wir zur Wirtschaftsdemokratie, wie sie die hamburgische Verfassung anstrebt alltäglich praktisch beitragen: „Die Freie und Hansestadt Hamburg hat alsWelthafenstadt eine ihr durch Geschichte und Lage zugewiesene, besondere Aufgabe gegenüber dem deutschen Volke zu erfüllen. Sie will im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt sein. Durch Förderung und Lenkung befähigt sie ihre Wirtschaft zur Erfüllung dieser Aufgaben und zur Deckung des wirtschaftlichenBedarfs aller.“ Präambel der Hamburgischen Verfassung, 1952. Diese Grundausrichtung kooperativer, demokratischer Arbeit stellt die bisher betriebene Orientierung auf "Standortpolitik" und Wettbewerb im humanen Sinne in Frage und sollte sich durch das gesamte Leitbild ziehen.

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